Interview mit Landrätin Marion Dammann anlässlich der Wiederwahl zur Vorsitzenden des Naturpark Südschwarzwald e. V.

Marion Dammann ist studierte Juristin und stammt ursprünglich aus Hannover. Seit 2012 ist sie als Landrätin Lörrachs sowie als Vorsitzende des Naturpark Südschwarzwald e. V. tätig. Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Vereins wurde sie für eine weitere Amtszeit bestätigt.

Frau Dammann, Sie sind bereits seit 2012 Vorsitzende des Naturparks Südschwarzwald. Was hat Sie damals angetrieben, diesen Vorsitz zu übernehmen?

Die Themenvielfalt, mit der sich der Naturpark Südschwarzwald beschäftigt, um die Region weiterzuentwickeln, ist beeindruckend. Nachhaltig die Zukunftsfähigkeit der Region mit ihrer einzigartigen Kulturlandschaft und die weitere Verbesserung der Lebensqualität, gemeinsam mit den Menschen und den Partnern, im großen Netzwerk des Naturparks Südschwarzwald voranzubringen, haben mich 2012 angetrieben und treiben mich heute noch an, den Vorsitz des Vereins zu übernehmen.

Sie sind außerdem Landrätin Lörrachs. Wie stemmen Sie diesen zusätzlichen zeitlichen Aufwand?

Sowohl der Vorsitz des Naturparks Südschwarzwald e. V. als auch die Sprecherfunktion für die AG Naturparke in Baden-Württemberg nehmen sicher Zeit in Anspruch. Aufgrund der zahlreichen Schnittstellen zu meiner Funktion als Landrätin, im Bereich des Forstes, der Landwirtschaft, der Bildung, Klimaschutz und Tourismus sowie aufgrund der Vernetzung mit dem Biosphärengebiet Schwarzwald, den Landschaftserhaltungsverbänden sowie mit zahlreichen weiteren Akteuren, lässt sich das Amt bestens mit meiner Tätigkeit als Landrätin kombinieren.
Nah am Menschen und der Natur lerne ich das Gebiet des Südschwarzwalds auf besondere Weise kennen und darf mit einer sehr starken und engagierten Gemeinschaft unserer Mitglieder sowie hochmotivierten Mitarbeitenden in der Geschäftsstelle den Naturpark zu einer Vorbildregion einer nachhaltigen Entwicklung voranbringen.

Welche "Naturpark-Lieblingsthemen" haben Sie ganz persönlich?

Der Naturpark Südschwarzwald lebt von der Vielfalt, die in verschiedenen Handlungsfeldern mit Projekten weiterentwickelt werden. Die Themen Bildung für nachhaltige Entwicklung mit den Erfolgsprojekten der Naturpark-Schulen und Naturpark-Kindergärten als auch die Landschaftsoffenhaltung, mit den Bereichen Naturschutz, Landschaftspflege, Land- und Forstwirtschaft und Regionalvermarktung, liegen mir besonders am Herzen. Aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels werden wir uns in Zukunft aber auch stärker mit dem Thema Klimaschutz und Klimaanpassung beschäftigen. Sehr schön ist, dass es dem Naturpark gelingt, sein kulturelles Engagement zu verstärken. Die Kooperation mit der Muettersproch-Gsellschaft weckt neues Interesse am Dialekt, welcher als besonderes Kulturgut zu erhalten ist.

Was ist Ihrer Meinung nach der Mehrwert des Naturparks für die Menschen im Südschwarzwald?

Für die Menschen im Naturpark Südschwarzwald sehe ich den Mehrwert darin, dass sie ihre Region für Mensch und Natur mitgestalten können und dafür einiges an Fördermitteln vom Land und der EU sowie aus Mitteln der Lotterie Glücksspirale erhalten. Rund 680.000 Einwohnerinnen und Einwohner leben in den Städten und Gemeinden im Naturparkgebiet, für diese muss eine zuverlässige Daseinsvorsorge geschaffen werden.
Zudem präsentiert der Naturpark Südschwarzwald eine nachhaltige Erholungsregion, die touristisch besonders interessant ist. Spaziergänge, Wanderungen, Radtouren in dieser einmaligen Landschaft mit einer besonderen Biodiversität genießen nicht nur die einheimische Bevölkerung, sondern auch unsere Gäste. Durch eine regionale Lebensmittelversorgung und den Genuss regionaler Gerichte können die Menschen zur Stärkung regionaler Wertschätzungsketten beitragen und nachhaltig auf die Verbesserung ihrer Lebensqualität einwirken. Im Netzwerk starker Partner, zahlreicher kleiner und mittelständischer Unternehmen, den Akteuren in der Forst-, Holz- und Landwirtschaft sowie der Hotellerie und Gastronomie lässt sich eine große Wirkung erzeugen. Ideen zur Weiterentwicklung und Mitgestaltung können von allen bei der Geschäftsstelle des Naturparks eingebracht werden, die die Antragsteller optimal begleiten wird.

In welchen Themenbereichen würden Sie sich ein Vorankommen besonders wünschen?

Naturparkarbeit ist in vielen Fällen auch Projektarbeit, die ohne ausreichende Ressourcen nicht nachhaltig wirken kann. Hier wünsche ich mir Fördermittel in ausreichender Höhe sowie einfache und wirkungsvolle Förderverfahren von Land und Europäischer Union. Der Verwaltungsaufwand ist derzeit zu hoch und in Zukunft so nicht mehr leistbar.
Wir müssen weiter daran arbeiten, dass der Naturpark mit seinen spezifischen Aufgaben und Zielen in der Breite der Bevölkerung noch bekannter wird. Durch unser regionales Bekenntnis zu den globalen Nachhaltigkeitszielen können wir dazu beitragen, dass unsere Welt im konkreten Handeln jeden Tag ein bisschen besser wird.

Was treibt Sie in Ihrer neuen Amtszeit besonders an, haben Sie einen speziellen Fokus?

Durch die Mitwirkung vieler Akteurinnen und Akteure im Rahmen der Zwischenevaluation unseres Naturpark-Plans 2025 konnten wir wertvolle Rückmeldungen zu unserer Arbeit sowie Anregungen für die zukünftige Arbeit gewinnen. Die wichtigsten Punkte werden sein, die Handlungsfelder „Klimaschutz und Klimaanpassung“ sowie „Tradition und Kultur“ intensiver zu bearbeiten, junge Erwachsene und Jugendliche verstärkt anzusprechen, grenzüberschreitende Kooperationen neu zu beleben und vor allem auch die Grundfinanzierung des Naturparks zu sichern und zu stärken. Hierfür werde ich mich in der kommenden Amtszeit stark machen.

Geführt von Kerstin Heller im Auftrag des Naturpark Südschwarzwald e. V. am 25.05.2023

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