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Im Naturpark Südschwarzwald © Peter Mesenholl
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15 Landwirtschaftsbetriebe erproben Konzepte – Vielfältige Herausforderungen für Herdenschutzprojekt

Seit Oktober 2023 werden im Naturpark Südschwarzwald 15 rinderhaltende Betriebe in Sachen Herdenschutz intensiv unterstützt. Das Kooperationsprojekt wird vom Naturpark Südschwarzwald, dem Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) und der Erzeugergemeinschaft Schwarzwald Bio-Weiderind (EZG) umgesetzt. Für die teilnehmenden Betriebe werden Schutzmaßnahmen individuell erarbeitet und kombiniert.

Gemeinsam Lösungen in Sachen Herdenschutz finden – mit diesem Anliegen kamen im vergangenen Jahr der Naturpark Südschwarzwald e. V., der BLHV sowie die EZG zusammen. Um das Anliegen in die Praxis umzusetzen, werden in den kommenden Jahren bei 15 Pilotbetrieben geeignete präventive Herdenschutzmaßnahmen erprobt, wobei auf individuelle Lösungen gesetzt wird. Rebecca Müller koordiniert inzwischen das begründete Herdenschutzprojekt Südschwarzwald, Simon Zimmermann zeichnet verantwortlich für die Herdenschutzberatung vor Ort. Seit Oktober waren die Verantwortlichen im gesamten Gebiet des Naturparks Südschwarzwald unterwegs, um die teilnehmenden Betriebe umfassend zu beraten. „Alle landwirtschaftlichen Projektbetriebe wurden inzwischen mindestens einmal besucht und eine individuelle Kombination der Herdenschutzkonzepte für jeden Betrieb erarbeitet“, berichtet Müller zu den bisherigen Tätigkeiten. Zäune stellen hierbei einen wesentlichen, doch nicht ausschließlichen Baustein dar. Weitere Möglichkeiten, wie die Integration wehrhafter Alttiere oder eine kompakte Herdenführung, werden individuell auf jeden Betriebsablauf und die Betriebsleitung abgestimmt.

Erste Herdenschutzmaßnahmen wurden bereits umgesetzt, weitere sind in Planung oder befinden sich noch im Förderprozess. Die Betriebe spiegeln die Vielfältigkeit der Landwirtschaft im Südschwarzwald wider und umfassen Betriebe im Haupt- und Nebenerwerb, bio und konventionell, mit Rindermast sowie mit Mutterkuh- und Milchviehherden. Auch bei den bewirtschafteten Flächen finden sich verschiedene Strukturen wie Steillagen, Waldweiden, extensive FFH-Weiden oder kleinparzellierte Weiden wieder. Diese Vielfalt erfordert komplexe Abstimmungsprozesse – nicht nur mit den Tierhaltenden. „Wir gehen zusammen mit den Pilotbetrieben aktiv auf die Gemeinden zu und werden vorstellig in den Gemeinderatssitzungen, da das Thema Herdenschutz meist auch das Gemeindewohl und den Tourismus betrifft“, so Müller. Letztlich ist es die Weidetierhaltung, die auch wesentlich zur Freihaltung der Fläche, der Bewahrung der Artenvielfalt und zum Wohlbefinden der Bevölkerung beiträgt. Umso wichtiger ist es, nicht nur die Landwirtschaftsbetriebe selbst, sondern auch weitere Akteurinnen und Akteure wie beispielsweise NABU und Tourismusorganisationen mit ins Boot zu holen. „Wir organisieren außerdem Veranstaltungen, um zusätzlich Personen aus Behörden und Politik für das Thema zu sensibilisieren“, erläutert Müller.

Individuelle Lösungen stehen an erster Stelle
Eine Maßnahme, die derzeit erprobt wird, ist ein Nachtpferch, der bei Reinhold Götte in Schluchsee-Blasiwald errichtet wurde. Er hatte bereits einen Wolfsriss zu beklagen und wandte sich an das Herdenschutzprojekt. „Da es sich hier um einen Kleinbetrieb mit 7,5 Hektar handelt, kann er einen Festzaun nur nach Abgabe und Genehmigung eines Bauantrages errichten lassen. Dies stellt für viele Kleinbetriebe ein KO-Kriterium im Herdenschutz dar“, so Zimmermann zur Problematik im Fall des kleinen Hofes. Neben der geringen Größe des Betriebes erforderte auch die Topografie mit steilem Gelände, Felsen, Bächen und zahlreichen „Einsprungmöglichkeiten“ für Raubtiere durchdachte Lösungen von den Fachleuten.

Da die Weidehaltung auch im Winter erfolgt, wird die Schneelage auf über 1000 Höhenmetern zum zusätzlichen Unsicherheitsfaktor für den Mobilzaun vor Ort. „In dieser Zeit sind wir sehr oft, wenn wir nachts die Unruhe auf der Weide hörten, aufgestanden und haben nach unserer Herde geschaut“, erinnert sich Götte, „Simon Zimmermann hat sich sofort um unsere Sorgen gekümmert und den Aufbau des Nachtpferches in Absprache mit der FVA gekümmert. Wir fühlen uns einfach sicher, wenn unsere Tiere abends im Pferch sicher sind. So können endlich wieder ruhig schlafen.“ Den Nachtpferch kenne man laut Müller eher aus der Schaf- und Ziegenhaltung, er sei im Rinderbereich noch recht neu, weshalb erste Erfahrungen abgewartet werden müssten. Da die Tiere tagsüber die komplette Weidefläche nutzen, bleibt außerdem ein gewisses Restrisiko für den Tierhalter bestehen. „Wir denken, dass die Erfahrungen, die man jetzt sammelt, zeigen werden, wie man bei verschiedenen Voraussetzungen der Betriebe einen vertretbaren Herdenschutz betreiben kann“, so Götte hinsichtlich des Projektes auf seinem Hof.

Weitere geplante Veranstaltungen
Der BLHV-Kreisverband Villingen lädt alle Weidetierhalter am 8. Mai 2024 ab 17 Uhr zum Weideabend auf den Paradieshof nach Schonach ein. Die Informationsveranstaltung dient zur Auffrischung der Zaunbaukenntnisse und vermittelt praktische Tipps zur Auswahl und Installation von Mobil- und Festzaunsystemen. Darüber hinaus werden Einblicke in den Herdenschutz für Rinder, Schafe und Ziegen vermittelt. Ab 17.15 Uhr findet stündlich eine Führung statt.

Um weiterhin Vorbehalte abzubauen und das Wissen über Herdenschutzmaßnahmen beim Rind weiterzuverbreiten, werden in Kooperation mit der EZG in diesem Sommer drei entsprechende Veranstaltungen angeboten. Die Projektkoordinatorin ergänzt: „Darüber hinaus sind wir teilweise grenzüberschreitend im Austausch du auch hiesige Molkereien wurden bereits kontaktiert. Um Verbraucher zum Thema Weidehaltung und Herdenschutz zu sensibilisieren, möchten wir das Projekt außerdem auf den Naturpark-Märkten in diesem Jahr vorstellen.“


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veröffentlicht: Do, 11.04.2024
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