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Im Naturpark Südschwarzwald © Peter Mesenholl
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Der Landschaft geht das Wasser aus - Betriebe vor existentiellen Problemen

Anlässlich des Brunchs auf dem Bauernhof am 7. August diskutierten im Südschwarzwald in Dachsberg-Hierbach Politik und Betroffene über die Herausforderungen des Klimawandels. Um die Lage der Betriebe zu verbessern, kann jede und jeder etwas tun.

Quer durch den Schwarzwald, von Schonach zum "Brunch auf dem Bauernhof" bei der Familie Kaiser in Dachsberg, sei er gefahren und überall ergab sich dasselbe Bild: Von der Ferne hätten die Wiesen gut ausgesehen, aber wenn man genauer hinschaue, so Bernhard Bolkart, Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes, sehe man dann fast nur noch Spitzwegerich und Wiesenschaumkraut auf der Weide. Ertragskräftige Kräuter, Gräser und Leguminosen fehlen großflächig. Bolkart vermittelte dadurch zahlreichen Brunch-Gästen des Kaiserhofs beim Weidespaziergang einen direkten Eindruck von den Auswirkungen der extremen Trockenheit auf die Landwirtschaft.

Genau dafür ist der Brunch auf dem Bauernhof gedacht, der dieses Jahr zum 15. Mal stattfand. Gäste genießen hofeigene saisonale Speisen, bei Hofführungen erhalten sie Einblicke in den Betrieb und aktuelle Themen der Landwirtschaft. Für Marion Dammann, Landrätin des Landkreises Lörrach und Vorsitzende des Naturparks, ist der Brunch auf dem Bauernhof ein exzellentes Beispiel für „Landschaftspflege mit Messer und Gabel“. Denn jeder Brunchbesuch unterstützt nicht nur die wertvolle Arbeit des Hofes, sondern ist auch Multiplikator für die regionale Landwirtschaft.
Über Jahrhunderte haben Schwarzwaldhöfe attraktive Kulturlandschaften geschaffen. In Dachsberg ist es die Höhenlandwirtschaft, welche die weiten Flächen offenhält. So wie der Betrieb von Ingrid und Eduard Kaiser, der vor über 40 Jahren ein Pionier der Mutterkuhhaltung war. Waren es vor 40 Jahren noch 140 landwirtschaftliche Betriebe in Dachsberg, so sind es heute nur noch 40, so Stephan Bücheler, Dachsbergs Bürgermeister. Zu dem bekannten Strukturwandel kommt nun als Gefahr für den Erhalt der typischen Schwarzwaldlandschaft der fehlende Niederschlag hinzu. Dies wird immer mehr zu einem ernsthaften Problem für die Betriebe. Egal ob Viehhaltung, Getreide, Gemüse, Obst oder Wein – für viele stellt sich inzwischen die Frage: Wie sollen die Betriebe ertragreich und bezahlbar wirtschaften, wenn das Wasser fehlt?

Antworten auf die Herausforderungen des Klimawandels im Naturpark Südschwarzwald liefern zwei abgeschlossene Projekte des Naturparks Südschwarzwald, die Naturpark-Geschäftsführer Roland Schöttle umriss. Mit "Klimopass" und "Landschaft als Wasserspeicher" wurde untersucht, inwieweit eine angepasste Bewirtschaftungs- und Landnutzungsform das abnehmende Wasserangebot kompensieren kann. Bernhard Bolkart, mit seinem Hof einer der sechs Modellbetriebe, betonte beim Rundgang, "dass es entscheidend ist, das Wasser vernünftig in der Fläche zu halten". So stellt sich die Frage: Wie müssen die Böden künftig aufgebaut werden, damit sie mehr Wasser speichern? "Wir müssen reagieren, bevor der Humusabbau so vorangetrieben ist, dass nichts mehr wächst. Dann werden wir uns über andere Pflanzen unterhalten müssen", so Bolkart. Wichtig sei ihm, dass die Politik jetzt endlich zu konkreten Handlungen übergehe.

Schnelle Lösungen seien gewünscht, jedoch komme da einiges auf die Landwirte zu, so Schöttle. Es geht es um die Wertschöpfung im ländlichen Raum, um Familien und ganze Existenzen. So wurde beim Rundgang auch ein Blick auf die Verbraucherseite geworfen. Denn ein weiteres Thema belastet die Landwirtschaft: Angesichts der aktuellen Inflation spüren die Erzeugerinnen und Erzeuger zunehmend die Zurückhaltung beim Kauf regionaler Lebensmittel. Das bestätigte auch Ingrid Kaiser mit Bezug auf ihren Hofladen. Trotzdem hat es jeder in der Hand, die heimische Landwirtschaft zu unterstützen. "Gehen Sie auf die Wochenmärkte und in die Hofläden, unterstützen sie die Landwirtinnen und Landwirte", bat Dammann die Gäste. "Gerade die aktuelle Situation mit dem Ukraine-Krieg macht deutlich, wie wichtig es ist, dass wir überhaupt noch Landwirtschaftsbetriebe haben." Susanne Engler vom Landfrauenverband Südbaden ist überzeugt, dass unsere saisonalen und regionalen Lebensmittel erschwinglich sind. Für sie zahlt sich der Einkauf beim regionalen Bauernhof aus. Allerdings müssten Verbraucherinnen und Verbraucher wieder mehr darauf achten, gezielt saisonal einzukaufen und zwar nur so viel wie benötigt. Sie erläuterte, dass jeder pro Kopf jährlich rund 80 Kilogramm Lebensmittel wegwerfe. "Selbst wenn ich also teurere regionale Lebensmittel einkaufe, könnte ich sparen, wenn ich selber koche und nur das einkaufe, was ich benötige."

Einig waren sich die Beteiligten am Ende des Hofrundgangs in Bezug auf den Wunsch von Bürgermeister Bücheler: "Wir sollten unseren Landwirtinnen und Landwirten wieder mehr Wertschätzung entgegenbringen. Die Gäste des Brunchs machen das ja schon, aber noch viel mehr könnten dies tun, wenn sie noch mehr auf Qualität und Regionalität setzen würden." Dazu gibt es im Naturpark Südschwarzwald mit mehr als 50 Naturpark-Wirten, über 20 Naturpark-Märkten und zwei Naturpark-Marktscheunen viele Gelegenheiten.

Dieses Projekt wird gefördert mit Mitteln des Landes Baden-Württembergs, der Lotterie Glücksspirale und der Europäischen Union (ELER).

Bildmaterial:
Brunch Kaiserhof Hofführung Stall_1: Eduard Kaiser stellt den Besucherinnen und Besuchern seinen Hof vor und erläutert aktuelle Probleme der Landwirtschaft. Bild: Heike Budig


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veröffentlicht: Mi, 10.08.2022
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